Bevor ich einem Wettkampfbericht abgebe, möchte ich erst mal ALLEN danken, die mich auf dem Weg zum diesjährigen Ironman begleitet und unterstützt haben. In erster Linie ist das natürlich meine Sassi, die wohl die meisten meiner Launen ertragen musste, aber mich stets aufmunternd und unterstützend begleitet hat. Als nächstes möchte ich mich bei meinen Eltern und bei meinem Opa bedanken, ihr habt mir oft mit zusätzlichen „Rettungspakten“ geholfen und habt mich bei den Vorbereitungswettkämpfen kräftig angefeuert. Auf Zwischenstationen (z.B. Radsporttage, ITT Ferropolis, Bergwitztriathlon) angefeuert haben mich auch meine Schwiegereltern in spe, Schwiegergroßeltern in spe, Schwägerinnen und Schwager+ Aaliyah in spe, Danke dafür! Und Danke für die gefühlten tausend „Extraputensteaks“ auf Familienfeiern!

Ich danke ALLEN, die am Wettkampftag das Geschehen am TV, Internet oder vor Ort mit verfolgt und/oder Daumen gedrückt haben. Danke an Madeleine und Martin S., die uns in Frankfurt mit Bed&Breakfast (+Abendessen) ausgeholfen haben! Danke Martin G. für den Laufradsupport, sie sind noch intakt! Danke an Tobi, ohne Dich wär ich nicht diesen für meine Verhältnisse phänomenalen Marathon gelaufen (später im Bericht mehr dazu)!

Noch nicht ganz Wettkampfbericht
Das Trainingsjahr lief für mich diesmal absolut unkonventionell ab. Ich habe mal ein kleines Selbstexperiment betrieben und auf sämtliches „Triathletenchakachaka“ und alle Heißdüsendiskussionen verzichtet, wo es ging. Kurzfassung: Keine Leistungsdiagnostik, kein Trainingsplan, keine Technikanalysen etc.. Das einzige worauf ich dieses Jahr gehört habe, war mein eigener Körper. Diese ganzen Sachen sind sicherlich extrem hilfreich aber lenken den Athleten einfach nur vom wesentlichen, dem eigenen Körpergefühl ab! Bei mir sah das so aus, dass ich meist 2-3 Tage hintereinander trainiert habe und dann denn obligatorischen Ruhetag eingelegt habe, wenn mein Körper gesagt „Nein, heute fährste nicht 6h Rad mit 4x20min Kraftausdauer“ hab ich das halt den nächsten Tag gemacht, oder den übernächsten! Der Trainingsumfang im Schwimmen hätte sicher ein wenig höher sein, den mit 40km im Becken ist das sicher zu wenig, aber hier hieß es dieses Jahr mehr Qualität als Quantität. Um unter einer Stunde zu schwimmen ist da also trainingstechnisch noch Luft nach oben. Das Radrennen sollte sich dieses Jahr zwischen 4:50-5:00h einpendeln, was sicher unter anderen klimatischen Bedingungen locker drin gewesen wäre. Aber hätte der Hund nicht…. . Fest eingeplant war eine Marathonzeit um 3:30h, das sind ca. 5min/km. In der „Szene“ hält sich hartnäckig das „Gerücht“, dass lange Läufe von 20km+ der Schlüssel zum Erfolg sind. Bei manchen Körperkonstitutionen macht das DEFINITIV Sinn, bei mir allerdings nicht. Mein längster Lauf war 22km ca. drei Wochen vor TagX. Hier galt es auch mehr Qualität als Quantität. Prof. Dr. Junker (Leipzig) behielt in meinem Fall recht, Danke dafür!

Jetzt aber Wettkampfbericht
Nachdem ich meine Startunterlagen am Freitag geholt habe, gab mir Martin noch eine kleine Einführung in Alt-Sachsenhäuser „Eppelweikunde“. Samstag stand dann der Rad Check-In an. Hier merkte ich, dass sich die Gelassenheit aus dem Training auch langsam auf den Wettkampf übertragen hat – „ist ja schließlich schon meine zweite Langdistanz“. Völlig entspannt schob ich mein Rad zu meinem Platz, gab meinen roten und blauen Beutel ab, fertig und raus aus der Wechselzone. Beim Blick über den Langener Waldsee gönnte ich mir dann noch eine deftige „CurryWurstPommes“ (kurz CWP) und dann ging es auch schon fast in die letzte Nacht vor Tag X. Martin hat nochmal für ordentlich Kohlenhydrate gesorgt und uns Nudeln gekocht! Halb elf ging es dann ins Bett und ich konnte nochmal gute 5,5h schlafen, bevor zehn vor vier Uhr morgens der Wecker klingelte.

Mit Saskia lief ich zum Athletenshuttlebus, der uns zum Waldsee brachte. Frühstück (Toastbrot+Honig) gab es im Bus. Der Tag ging gut los, denn nicht wie im letzten Jahr hatte ich den Zeitmesschip am Fußgelenk und konnte ungehindert in die Wechselszone. Um lange Schlangen kurz vor dem Start zu vermeiden, ging ich sofort Richtung Dixie-Zone (ganz wichtig!!!). Rad war so gut wie fertig, nur noch die 12 Bar in die Reifen hämmern, Riegel aufs Oberrohr und Flaschen füllen, fertig. Als ich den Neoprenanzug endlich an hatte, begann die wärmste Zeit des Tages. Zehn Stunden Schwimmen wären sicher angenehmer gewesen! Kurz vor dreiviertel sieben ertönte dann die Nationalhymne für uns, bevor der Profistart erfolgte. Diesen Moment innegehalten genoss ich kurz die erste Gänsehaut des Tages im Neo. Dann ging es runter an den See, wo sich schon sich 2.000 Altersklassenathleten stauten. Ich hatte mir vorgenommen, mich ein wenig weiter vorn im Feld zu platzieren, aber das stellte sich als schwer heraus.

Schwimmstrecke

Der Startschuss erfolgt dann gegen sieben Uhr und das Gewühle ging los. Schnell kassierte ich die ersten Schläge und Tritte, aber davon hab ich ja in meinem Leben (im Karate+MMA) schon mehr als genug gefangen, also störte mich das nicht groß. Eher kam dann mal ein kleiner Ellenbogen zurück. Ich hatte den Eindruck, dass es diesmal auch deutlich umkämpfter im Wasser war, als letztes Jahr. Nach 1:08h stieg ich dann noch relativ locker aus dem See. Ich weiß nicht mehr genau, was ich genau gemacht habe, aber irgendwie hab ich massig Zeit im Wechselzelt liegen gelassen! Falls ich den Spaß nochmal mal mitmachen sollte, mach ich es wie die Pros, zum Rad, Neo aus und los, da sind schon mal vier Minuten drin.

Der Lebensretter war meine Windweste, die ich mir glücklicherweise noch gemütlich angezogen habe. Wie es sich herausstellte, waren es zwischen 11 und 12 Grad und Nieselregen, als wir auf Rad stiegen. Die ersten 12km „knallte“ ich entspannt mit ‘nem 40er Schnitt nach FF/M rein. Der Wind stand günstig und ich drückte relativ locker bis zum nördlichsten Punkt der Radstrecke in Bad Nauheim einen 38er Schnitt und dachte, „das wird das Rennen deines Lebens“. Als sich der Kurs wieder Richtung Frankfurt bewegte, erlebten wahrscheinlich viele ihr persönliches Waterloo. Der Wind stand auf zwölf Uhr und der Regen peitschte ins Gesicht. Den Heartbreak-Hill in Bad Vilbel, wo leicht Alpe d´Huez Feeling aufkommt, konnte ich aufgrund des Regens irgendwie nicht genießen.

Radstrecke

Mit erheblichem Mehraufwand konnte ich die Geschwindigkeit immer gerade so bei 35km/h halten und kam mit einem Schnitt um 37km/h in Frankfurt an. Der Theatertunnel in Frankfurt war wohl das wärmste Teilstück der Radrennens. Nach 100km und dem Ende der ersten Radrunde hieß es
für mich dann „nur noch“ Schnitt halten und alles wird gut. Aber Pustekuchen, wie wahrscheinlich die meisten habe ich die Temperaturen unterschätzt und merkte, dass mir die Kälte doch mehr Energie entzogen hat, als ich dachte. Ab diesem Moment musste ich an die Worte meines Kumpels Mathes denken. Er sagte „Auf einer Langdistanz können schlechte Phasen kommen und wieder gehen“, diese Worte im Hinterkopf schleppte ich mich über die letzten 80km. Mittlerweile war ich so durchgefroren, dass ich mich dann die letzten 10km auf der Friedberger Landstraße runter zitterte und nicht mehr Anschlag den Berg runterfahren konnte. Mit einem knappen 35er Schnitt und 5:08h Fahrzeit übergab ich mein Rad den Helfern und wackelte ins Wechselzelt. Der Wechsel vollzog sich diesmal in 2min relativ flott.

Als ich die Laufschuhe angezogen hatte und die ersten Meter über das Kopfsteinpflaster am Eisernen Steg lief, fühlten sich meine Beine leicht nach einer Vorschlaghammerattacke und anschließendem Einbetonieren an. Ich dachte schon an ein erneutes 2010 mit ausgiebigen Spaziergängen am Main. Wieder kamen mir Mathes Worte in den Kopf „Ruhe bewahren“ und das tat ich dann auch. Ich versuchte erst mal konsequent meine angepeilte Pace von 4:50 5:00min/km zu laufen. Ich ließ mich auch nicht davon abbringen, als ständig Leute mit Antilopenbeinen an mir vorbeischossen. “Die kassierste wieder“ dachte ich mir.

Laufstrecke

Nach circa 4km kam dann die Wende und die Beine wurden halbwegs frei. Dennoch gab ich mir Mühe nicht zu überpacen. Die ersten 10,5km lief ich in circa 52min, also alles im Plan. Auf der zweiten Runde sah ich dann Tobi an der Laufstrecke. Ursprünglich wollte er selbst seinen ersten Ironman finishen, musste aber leider den Start absagen. Er war kurzfristig nach Frankfurt gekommen um uns (Sensei und mich) zu unterstützen. Auf seine lockere, lustige und motivierende Art hat er mich Runde für Runde optimal eingestellt. Ähnlich eines Boxtrainers am Ring. Er lief teilweise 200-300m neben mir und redete auf mich ein, sagte dass mein Laufstil locker und gut ist, dass ich im Training alles richtig gemacht habe. Er bremste mich, als ich auf der dritten Runde schon Gas geben wollte „Nein!…du läufst jetzt erst mal so weiter“ und gab „Feuer Frei“ auf der letzten Runde circa 7km vor dem Ziel! Er sagte dann – Sorry Tobi, das muss ich jetzt schreiben – „Gib alles, ich will Dich im Ziel mal richtig kotzen sehen!“. Und dann gab ich nur noch Gas, zumindest was davon übrig war. Das ging dann bis 1,5km vorm Ziel gut, bis dann doch noch der kleine Mann mit dem Hammer kam und ich mich regelrecht ins Ziel schleppen musste. Im Ziel angekommen – 9:59:25 h – fiel ich dann nur noch den sogenannten „Catchern“ inklusive Notarzt in die Arme, die mich dann auf eine Trage legte und ins Medizelt fuhren. Die Antilopenbeine habe ich natürlich noch geholt!

Eine Woche vor Tag X habe ich auf einem Sportlerprofil, in einem bekannten Socialnetwork ein interessantes Sprichwort/Motto gefunden: „Besessenheit ist der Motor, Verbissenheit ist die Bremse“. Hätte von mir sein können!

4 Responses

  1. Glückwunsch! Die Zeit ist einfach nur ein Traum. Viel geiler als 9:55 oder so. Bei 9:59 kannste direkt ein Bier aufmachen und sagen: Alles richtig gemacht. Ich an deiner Stelle hätte aber auf dem roten Teppich vorm Ziel noch 34 Sekunden lang Faxen gemacht… dann wärs der Knaller…;-)

  2. Danke! Das ging leider nicht, bin doch nur noch auf die Trage gefallen. Alles andere wäre unnütze Energieverschwendung gewesen und hätte das Projekt gefährdet!;)

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